Dectura_Leder_Workflow_Blogpost2

Wenn KI Leder versteht

Wie moderne Bildverarbeitung, neuronale Netzwerke und digitaler Zuschnitt zusammenspielen – und die Lederverarbeitung grundlegend verändern.

Die Bewertung von Lederhäuten war lange ein Handwerk, in dem vor allem Erfahrung und Fingerspitzengefühl zählten. Der Einsatz von künstlicher Intelligenz verändert die Lederbewertung aber gerade nachhaltig.

Keine Lederhaut ist wie die andere. Narben, Kratzer, Warzen, Insektenstiche, Falten oder andere Unebenheiten; Jede Haut hat ihre Eigenheiten. Manche sind offfensichtlich, viele fallen erst bei genauem Hinsehen auf. Für die Produktion bedeutet das: Jede Haut muss individuell geprüft, bewertet und anschliessend dementsprechend zugeschnitten werden. Ein zeitintensiver Prozess, der bisher erfahrenes Personal erforderte.

Gerade in lederverarbeitenden Branchen wie der Möbel- oder Automobilindustrie, der Mode- und Accessoires-Branche, wo hohe Qualität und reproduzierbare Ergebnisse gefragt sind, stösst man hier schnell an Grenzen. Die händische Prüfung der Häute ist nicht nur zeitintensiv, sie ist auch fehleranfällig. Und sie ist nur bedingt standardisiert und liefert damit nicht konstant dieselben Ergebnisse, was bei der Bewertung hunderter Häute täglich besonders ins Gewicht fällt. Genau hier setzt der Dectura-Workflow an, eine bahnbrechende neue Lösung, die Zünd gemeinsam mit Partnern auf der Fachmesse SIMAC erstmals der Öffentlichkeit vorstellt.  

Dectura_Leder_Workflow_Blogpost3

Neuronale Netzwerke als Herzstück

Neuronale Netzwerke bilden die Grundlage der KI-gestützten Bewertungslösung. Inspiriert vom menschlichen Gehirn verarbeiten neuronale Netze Bilddaten auf eine Weise, wie es klassische maschinelle Bildverarbeitung oder Machine Learning nie könnten. Statt starrer Regeln verwenden neuronale Netze erlernte Muster, um auch kleinste Fehler auf der Lederhaut absolut zuverlässig zu erkennen – auch bei schwierigen Lichtverhältnissen oder stark variierenden Oberflächen.

Das Netzwerk wurde mit zehntausenden Bildern trainiert und erkennt auf gegerbten Lederhäuten mittlerweile über 20 unterschiedliche Defektarten. Dabei arbeitet es auf Pixel-Ebene – das bedeutet, selbst kleinste Abweichungen bis 0,17 mm werden zuverlässig erkannt. Und das unabhängig von Tagesform oder Ermüdung. Im Gegensatz zur menschlichen Kontrolle bleibt die Leistung der neuen KI-Lösung konstant – rund um die Uhr. Hat das System einen Fehler erkannt, übernehmen andere spezialisierte Komponenten die Berechnung der betroffenen Fläche und die Bestimmung der Qualitätskategorie.

Dectura_Leder_Workflow_Blogpost

Das KI-gestützte System wurde mit mehr Fehlern aus unterschiedlichen Regionen und Lederarten trainiert, als ein Mensch sie jemals zu Gesicht bekommen würde. Und es wendet dieses Know-how konsequent an, ohne dass ihre Konzentration oder Aufmerksamkeit nachlässt.

Nach der Erkennung werden die betroffenen Zonen ausgemessen, die Gesamtqualität der Haut bewertet und die Schnittteile automatisch platziert. Bei der Platzierung der Teile in den vom Anwender individuell spezifizierten Qualitätszonen werden die jeweiligen Fehlstellen entsprechend berücksichtigt. Damit wird eine maximale Ausnutzung des Materials sichergestellt. Am Ende folgt der präzise, vollautomatische Zuschnitt.

Präzision trifft auf Standardisierung

Was den neuen Dectura-Workflow einzigartig macht, ist dessen Konsistenz. Während menschliche Beurteilungen schwanken, liefert das System konstant die gleiche Qualität – unabhängig von Schicht, Standort oder Auslastung. Das führt zu standardisierten Ergebnissen in der Produktion und ermöglicht eine verlässliche Weiterverarbeitung.

Für alle, die mit Leder arbeiten – sei es in der Möbelindustrie, im Bereich Fahrzeuginterieur oder bei Accessoires – bringt diese Technologie einen echten Vorteil. Sie macht Prozesse schlanker, Ergebnisse verlässlicher und eröffnet neue Möglichkeiten in der Produktion. Kurz gesagt: Sie verändert, wie Leder qualifiziert und verarbeitet wird. Und vor allem wird die KI dafür sorgen, dass so gut wie kein Ausschuss mehr entsteht.  Die Häute werden von der KI-gestützten Lösung so exakt qualifiziert, dass in der Qualitätskontrolle vor dem Vernähen bis zu 90 Prozent weniger Teile aussortiert werden müssen.

Dectura_Leder_Workflow_Blogpost4
Nehmen Sie Kontakt auf!